„Censorship“ - dieses eine Wort fiel immer wieder, als wir uns mit Natasha über das Thema Presse- und Meinungsfreiheit in Belarus unterhielten - selbstverständlich in ausgezeichnetem Englisch, what else? Pluralismus ist ein Fremdwort in Belarus, dies spiegelt sich auch in derMedienlandschaft wieder.
Auf mehr oder weniger subtile Art und Weise nimmt das Regime Einfluss auf die öffentliche Meinung. Ein Beispiel für ein offensichtlichesEingreifen der Regierung in die Pressefreiheit nennt Natasha gleichzu Beginn unseres Gespräches. Bei der letzten Präsidentschaftswahlberichtete ein Radiosender wahrheitsgemäß über die offensichtlicheManipulation, die Sendeanstalt wurde infolgedessen geschlossen.
Präsident Lukaschenka startete darüber hinaus einen Versuch, das soziale Netzwerk „Contact“ zu verbieten. Diese Idee ließ sich jedochnicht durchsetzen. Dennoch werden sämtliche Aktivitäten im SozialenNetzwerk sowie Telefongespräche vom KGB verfolgt.
In der Minsker Metro werden kostenlose Tageszeitungen angeboten, die sich die
Menschen auf dem Weg zur Arbeit lesen können. Diese Zeitungen berichten
regimetreu, auch so wird die öffentliche Meinungbeeinflusst – in diesem Fall
weniger offensichtlich.
Weitaus deutlicher war das Vorgehen der Regierung im Fall der alternativen
Zeitschrift „34 multimedia magazine“. Das Magazin wurdezunächst in
Printform herausgegeben, wurde dann jedoch Lukaschenka zu kritisch,
woraufhin er es verbat. Jetzt existiert es noch als Online-Magazin
– wie lange, das weiß niemand.
Das belarussische Fernsehprogramm ist geprägt durch die Existenz
von vier staatlich gelenkten Sendern, die folglich ein einseitiges Bild an die
Zuschauer weitergeben. Dies sind oftmals die einzigen Sender, die die
Bevölkerung auf dem Land schaut. Ein weiteres Problem ist die Tatsache,
dass ein Großteil der Bevölkerung keine Satellitenschüssel besitzt.
Folglich sind sie nicht in der Lage ausländische Fernsehsender zu empfangen
und sich dadurch ein eigenes Bild von der Lage in der westlichen Welt zu machen.